Gutwasser (Dobrá Voda u Hartmanic) liegt mitten im Nationalpark Böhmerwald. Einst ein größeres Dorf mit Kirche, Schule und drei Wirtshäusern, leben heute hier nur noch wenige Personen in sieben Häusern. Gutwasser ist ein altehrwürdiger Wallfahrtsort mit der St.-Gunther-Kirche und dem Guntherbrunnen als Zentrum.

Vor 1990 war der Ort Teil eines ausgedehnten militärischen Sperrgebiets entlang der Grenze.  Die ursprüngliche Bevölkerung war ausgewiesen, und Zivilisten war der Zugang verboten. Der Großteil der Häuser verfiel im Laufe der Jahre oder wurde abgerissen. Zu den wenigen erhaltenen Gebäuden zählten Gott sei Dank auch die Kirche und das frühere Pfarrhaus. 

Wallfahrtskirche St. Gunther

Freiherr Franz Karl von Villani ließ 1706 anstelle eines früheren Baus die St.-Gunther-Kirche erbauen. 1734 wurde dann die Pfarrei Gutwasser errichtet und 1754 schließlich die Pfarrkirche zu der bis heute bestehenden Größe erweitert.
Bis vor einigen Jahrzehnten war die St.-Gunther-Kirche in Gutwasser weltweit die einzige Kirche, die diesem Heiligen geweiht war. Inzwischen gibt es aber auch in Bayern und Hessen einige St.-Gunther-Kirchen. Seit Mitte der Neunziger Jahre konnte sich Gutwasser nach und nach wieder zu einem geistlichen Mittelpunkt der Region entwickeln. Bei den wieder aufgenommenen Wallfahrten treffen sich hier nicht nur Deutsche und Tschechen, sondern auch Angehörige anderer Nationen. Nach Jahren der Verwüstung und des Niedergangs wurde die Kirche schrittweise renoviert. Da von der ursprünglichen Ausstattung der Kirche nur wenig erhalten geblieben war, musste man über eine neue Ausstattung nachdenken.

Eine Glaskünstlerin aus Zbraslav bei Prag, Vladěna Tesařová, die ihre zweite Heimat gerade in Gutwasser gefunden hatte, kam mit dem Vorschlag, in der Guntherkirche einen Altar aus Glas zu errichten - ein dreiteiliges Altarretabel, dessen ikonographisches Programm ständig an die inspirierende Persönlichkeit des Kirchenpatrons und ebenso an die gemeinsame religiöse und kulturelle Tradition der Völker Mitteleuropas erinnern sollte. Das verwendete Material sollte an den Weltruf des Böhmerwaldes als traditionelle Glasgegend anknüpfen.
Dank des Interesses und der Unterstützung der Stadt Hartmanitz, der Regionalen Entwicklungsagentur Böhmerwald, der Kirche, des Gunthervereins in Rinchnach, verschiedener Sponsoren, Wallfahrer und Guntherverehrer gelang es im Jahre 2001, einen bedeutenden Teil der Mittel zur Realisierung des Altarretabels aus dem Programm zur ländlichen Erneuerung, dem Programm Phare CBC und dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds zu erhalten. Noch im selben Jahr stellte Vladimíra Tesařová das in seiner Art einmalige monumentale Glastriptychon fertig. Sie hatte sich zu diesem Zweck eigens eine Werkstatt mit Brennofen in ihrem Wohnhaus in Gutwasser eingerichtet.

Das Altarretabel ist als dreiteiliges Relief in den Maßen von 4,5 x 3,2 m ausgeführt. Vom leicht erhöhten Presbyterium aus dominiert es den gesamten Raum der einschiffigen Kirche. Sofort beim Betreten des Heiligtums zieht es die Blicke der Besucher auf sich.
Der mittlere - größte Teil des Triptychons stellt das zentrale Thema der Christenheit dar: das Opfer Christi am Kreuz. Auf dem Schriftzug in der Mitte über der Szene mit ihrer reichhaltigen Besetzung kann man ein Zitat aus dem Johannesevangelium lesen: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh. 15,13)
An den Seitenflügeln des Retabels sind Heilige dargestellt, die einerseits in historischer oder persönlicher Beziehung zur Person Gunthers stehen und andererseits Patrone sind, die von den Völkern Mitteleuropas gemeinsam verehrt werden, v.a. aber in Böhmen, Bayern und in Ungarn. Damit wird der Gedanke der Universalität des Christentums betont, das die gemeinsame geistliche Grundlage unseres Kontinents bildet.
Auf dem linken Flügel hat V. Tesařová als Skulpturen Gunthers königliche Verwandtschaft in Ungarn dargestellt – den hl. Stefan und seine Gemahlin, die hl. Gisela, weiters findet man den hl. Gunther selbst, darüber Gunthers geistlichen Lehrer, den hl. Abt Gotthard, weiters weltweit bekanntesten böhmischen Heiligen – Johannes von Nepomuk und die Königstochter Agnes von Böhmen.
Auf dem rechten Flügel präsentieren sich (links): der von Gunther besonders verehrte Wüstenheilige und Vorläufer des Herrn Johannes der Täufer, weiters der böhmische Landespatron St. Wenzel, die Patrone Europas Kyrill und Method, über ihnen der Regensburger Bischof St. Wolfgang und Gunthers Verwandter, Kaiser Heinrich II., schließlich noch die hl. Ludmilla.

Das Retabel will ein möglichst breites Publikum ansprechen und auf Christus zeigen sowie auf diejenigen, die ihm treu nachgefolgt sind. Ihr Leben lebten sie erfüllt von der Gnade Gottes für andere. Lebendige Lebensbilder von Heiligen leuchten als Vorbilder auch in unserer Zeit. Das Werk will bei den Besuchern des Heiligtums Glauben erwecken und dient zur „größeren Ehre Gottes“.
Außerdem wurde die Kirche um einen gläsernen Kreuzweg, einen gläsernen Ambo, einen Altar und eine Weihnachtskrippe bereichert.


Übersetzung frei nach: „Skleněný oltář v kostele sv. Vintíře“ von Dr. VLADIMÍR HORPENIAK

 


Dr.-Simon-Adler-Museum


In Gutwasser lebten einige Jahrzehnte drei Volksgruppen (Deutsche, Tschechen und Juden). Hierher kam nach 1989 Matityahu Adler zurück, ein Sohn des Rabbiners Simon Adler, der in Gutwasser geboren war und 1944 im KZ Auschwitz dem Holocaust zum Opfer fiel.
Matityahu Adler initiierte zusammen mit seinem Bruder, Rabbi Sinaj Adler, die Entstehung eines Museums im Geburtshaus seines Vaters.
Die Ausstellung ist nicht nur dem Leben S. Adlers gewidmet, sie macht die Besucher auch mit Leben und der Kultur der jüdischen Bewohner im Grenzgebiet bekannt.

 

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